Sieh einmal die Wanze an

Ein Jahr nach unserer Ankunft im Tessin tauchte die Tigermücke in Cavigliano auf. Sie folgte den Transportrouten der globalisierten Welt. Es wurden Merkblätter zum Kampf gegen die invasive Tierart verteilt. Gleichzeitig wurde auf Neophyten aufmerksam gemacht, die die einheimischen Gewächse verdrängen. Japanischer Staudenknöterich, Sommerflieder, Robinie und die chinesische Hanfpalme, diese Pflanzen sind wirklich überall anzutreffen im Locarnese. Als Zierstauden eingeführt, verwilderten die Pflanzen und wachsen nun unkontrolliert weiter. Diese Pflanzen sind aber nicht mehr nur Eindringlinge, die Palme beispielsweise gehört zum Postkartenbild des Tessins, und bekommt so sogar eine identitätsstiftende Komponente.

Wie geht man mit eingewanderten, invasiven Arten um? Versucht man sie auszurotten? Versucht man natürliche Feinde einzusetzen? Wird der Lauf der Zeit die Probleme von selber lösen? Entspricht eventuell eine Flora und Fauna mit Neophyten und Neozeen vielleicht eher unserer globalisierten Welt?

Als es darum ging Fliesen für die Bäder und Korridore zu gestalten, zeichnete Natalie Luder eine stilisierte Wanze, inspiriert von der Chinesischen Baumwanze, die ebenfalls eine invasive Tierart ist in der Schweiz. Wer kennt sie nicht, die platten braunen Käfer, die immer ins Haus wollen, und die zu stinken beginnen, wenn man sie zerdrückt. Die Fliesen kann man zu unzähligen Mustern legen, sodass es kreucht und fleucht. Oder die Käfer vereinen sich zu blumenähnlichen Formen und der Ekel weicht der Schönheit.

Da wir selber uns sozusagen angesiedelt oder eingenistet haben im Tessin, passt das Bild der Wanze gut zu uns und wir haben sie zu unserem Logo erkoren. Ich hoffe jedoch sehr, dass wir nicht als invasiv empfunden werden! :-)